Holzwurm Nr. 34 – Schutz Vor Einbrechern
«Dem Einbruchsschutz wird zuwenig Bedeutung beigemessen»
Einbrecher: In der Schweiz hat man gute Gründe, sich vor Einbrechern zu schützen: Jeden Tag schlagen sie durchschnittlich 113-mal zu. Alle 13 Minuten einer. Die meisten Einbrüche geschehen tagsüber wenn die Bewohner nicht zu Hause sind. Wenn im Herbst die Uhren auf Winterzeit gestellt werden, nutzen Diebe die Möglichkeit, nach Einbruch der Dämmerung, aber noch vor der Rückkehr der Bewohner, zuzuschlagen. Wir haben beim Experten nachgefragt wie sich die Sicherheit verbessern lässt. Bruno Lüthi ist Dienstchef Sicherheitsberatung bei der Kantonspolizei Bern. Er ist als Risk Manager of Technical Safety seit 17 Jahren in der Sicherheitsberatung tätig und gehört der Fachkommission Sicheres Wohnen Schweiz an.
Herr Lüthi, Einbrüche passieren immer wieder. Wie lässt sich die Sicherheit verbessern?
Die Sicherheit kann mit organisatorischen, baulichen oder elektronischen Massnahmen optimiert werden. Nach der Bedürfnisabklärung definiert man die Schutzziele und plant die Massnahmen. Wichtig dafür sind auch die lokalen und regionalen Gegebenheiten. Es braucht eine gesamtheitliche Betrachtungsweise: Die kleinste übersehene Schwachstelle kann ein Sicherheitskonzept negativ beeinflussen.
Wo steigen Einbrecher besonders gern ein?
Hauptsächlich ebenerdig durch Fenster oder Türen. Am beliebtesten sind Orte, wo die soziale Kontrolle wegfällt und von aussen die Sicht eingeschränkt ist. Bei Einfamilienhäusern bieten zum Beispiel Hecken, Zäune oder zurückversetzte Terrassentüren optimalen Sichtschutz für die Täterschaft.
Wie kann man sein Haus besser schützen?
Dem Einbruchschutz wird in der Schweiz beim Bauen generell zu wenig Bedeutung beigemessen. Das liegt daran, dass es diesbezüglich keine baurechtlichen Bestimmungen gibt. Weil Sicherheitsprodukte teurer sind, werden meist Standardelemente ohne Mehrwert hinsichtlich Einbruchhemmung eingebaut.
Und solche Standardelemente sind nicht sicher?
Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich Standardtüren oder -fenster innerhalb weniger Sekunden öffnen lassen. Demgegenüber ist die Widerstandszeit geprüfter einbruchhemmender Bauteile markant erhöht. Dadurch nehmen wir dem Täter wertvolle Zeit.
Die Sicherheit lässt sich demnach vor allem durch bauliche Massnahmen verbessern?
Ja, Einbruchschutz lässt sich planen. Bei Neubau, Umbau und Renovationen lohnt sich der Beizug von Fachspezialisten, um sich ein Sicherheitskonzept erarbeiten zu lassen. Auch wir von der Sicherheitsberatung der Kantonspolizei Bern stehen für Auskünfte gerne zur Verfügung.
Was empfehlen Sie konkret?
In Parterrewohnungen sollten alle zugänglichen Stellen wie Fenster, Türen und Terrassentüren gesichert sein. Ab dem 1. Stock empfehlen wir einbruchhemmende geprüfte Türen der Widerstandsklasse RC3 (DIN EN 1627). Die RC-Normen definieren Widerstandsklassen und Widerstandszeiten. Auch an die Nebeneingänge sollte gedacht werden. Denn Einbrecher können auch durch Veloräume oder durch die Einstellhalle in ein Gebäude gelangen. In Mietwohnungen braucht es für bauliche Eingriffe die Einwilligung des Vermieters. Die Kosten tragen in der Regel die Mieter und es besteht zudem eine Rückbaupflicht.
Und wie verhält man sich bei einem Einbruch?
Sicherheit ist eine Frage der Solidarität. Die Kantonspolizei Bern empfiehlt deshalb generell einen «offenen Blick». Besteht der Verdacht, dass bei einem selber eingebrochen wurde, sollte das Gebäude nicht betreten und umgehend die Polizei über den Notruf 117 oder 112 alarmiert werden. Aus Gründen der Eigensicherung sollte jegliche Konfrontation mit der Täterschaft vermieden werden.
Vielen Dank für das interessante und aufschlussreiche Gespräch.
Herr Bruno Lüthi ist übrigens als Referent am konstenlosen Informationsanlas “Sicherheit und Einbruchschutz im Eigenheim” anzutreffen. Würden Sie gerne weitere Tipps und Infos von Ihm erhalten? Dann melden Sie sich doch gleich zum Anlass an: che Massnahmen bieten Schutz?
Informationsanlass: Sicherheit und Einbruchschutz im Eigenheim
Ort: STUBER & CIE AG, Sägestrasse 22, 3054 Schüpfen
Datum: Donnerstag, 31. Oktober 2019
Zeit: 18.30 bis 20.30 Uhr mit anschliessendem Apéro
Der Anlass ist kostenlos dank unserer Partner
Die Anmeldung ist erwünscht und wird empfohlen.
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Bruno Lüthi ist Dienstchef Sicherheitsberatung bei der Kantonspolizei Bern. Er ist als Risk Manager of Technical Safety seit 17 Jahren in der Sicherheitsberatung tätig und gehört der Fachkommission Sicheres Wohnen Schweiz an.
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Markus Steiner ist operativer Geschäftsleiter bei Stuberholz und Techniker TS Holzbau. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema bauliche Sicherheit bei Bau- und Umbauprojekten.
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Bilder: STUBER & CIE AG, istockphoto.com