Holzwurm Nr. 27 – Enger zusammenrücken

Verdichtetes Bauen: Enger zusammenrücken für mehr Lebensqualität

Verdichtetes Bauen wird oft mit seelenlosen Hochhäusern ohne Innenleben in Verbindung gebracht. Aber Verdichtung kann auch ein Synonym für neue Gelegenheiten sein – und für mehr Lebensqualität.

Für den Anlass “Verdichtetes Bauen in der Agglomeration – möglich und sinnvoll?” haben wir ein neues Datum gefunden. Wer an Raumplanungsgesetzen und deren Auswirkungen in der Praxis interessiert ist, hat am 21. März 2019 die Gelegenheit, sich ausführlich informieren zu lassen. Als Gastreferenten haben wir wiederum Manuel Flückiger, Experte für Siedlungsentwicklung nach Innen eingeladen.

Ihr Nik Stuber

Viele Schweizerinnen und Schweizer träumen davon – und auch nicht wenige besitzen eines: Ein freistehendes Einfamilienhaus mit Umschwung und Aussicht. Doch das braucht Platz. Das Resultat: Zersiedelung bedroht den Boden in der Schweiz. Vor allem ländliche Agglomerationen urbanisieren. Das Zauberwort heisst daher Verdichtung. Sanierungen, An- und Umbauten sowie Aufstockungen können zusätzlichen Wohnraum mit mehr Wohnqualität verbinden. Damit bestehende Bauten in die Breite und Höhe wachsen dürfen, braucht es planungsrechtlichen Spielraum. Dieser wiederum kommt von den Gemeinden – in sehr unterschiedlichen Ausprägungen.

Gemeinden machen uneinheitliche Vorgaben
Eine Umfrage bei Gemeinden hat laut einer Studie des Schweizerischen Nationalfonds eine starke Abhängigkeit von der Grösse der Gemeinden aufgezeigt. So würden in vielen kleinen Gemeinden in der Regel die Gemeindeschreiber die administrative Last der Planungsaufgaben tragen. Grössere Gemeinden dagegen hätten oft eine Verwaltungsabteilung, die auch Planungsaufgaben übernehme, oder gar eine eigenständige Abteilung für Raumplanung. Sie seien entsprechend besser in der Lage, neue und komplexere Planungsinstrumente wie Sondernutzungspläne mit städtebaulichen Anforderungen einzusetzen. Die Studie zeigte zudem, dass Zentren und Agglomerationen unter hohem Siedlungsdruck striktere Raumplanungsmassnahmen durchsetzen als kleine und periphere Gemeinden. Dies erfolge etwa durch die Beschränkung von Zonen mit niedriger Dichte, also Einfamilienhausquartiere, oder einer Koordination der Zonierung mit der Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr. Die aktiveren unter den kleinen Gemeinden konzentrierten sich eher auf Massnahmen gegen die Baulandhortung oder sie setzten hohe Ausnutzungsziffern ein, was eine kompakte Siedlungsfläche und eine verdichtete Bauweise begünstigen sollte.

Möglichkeiten der Wohnraumerweiterung
Der effizienteste Weg, um nicht immer mehr grüne Wiesen zu verbauen, ist die Wohnraumerweiterung. Ob in der Breite, der Höhe oder in der Tiefe – Hausbesitzer haben viele Möglichkeiten, bisher ungenutzte Flächen zu neuem Wohnraum zu machen.

Anbau als komfortabelste Lösung
Eine Wohnflächenerweiterung ist eine Frage des Bedarfs, des vorhandenen Platzes, des Budgets und auch der Organisation, denn in der Regel bleiben die Besitzer während der Bauzeit im Haus. Hat man das Glück, ein grosses Grundstück zu besitzen, lässt sich mit einem Anbau viel neuer Wohnraum schaffen. Häufig geht mit dem Anbau auch eine architektonische Aufwertung des möglicherweise schon etwas in die Jahre gekommenen Gebäudes einher. Zwar lassen sich Anbauten aus Stein oder Beton realisieren, vielfach werden heute aber auch Anbauten in Trockenbauweise mit Holz und somit ein schönes Nebeneinander von Alt und Neu realisiert.

Aufstockung als Alternative
Wem es nicht vergönnt ist, eine ausreichend grosse Landparzelle zu besitzen, muss sich Gedanken über Alternativen zum Anbau machen. Eine Möglichkeit besteht darin, das Gebäude aufzustocken. Aus Gründen der Statik der vorhandenen Bausubstanz wird auch bei der Gebäudeaufstockung häufig die Leichtbauweise mit Holzkonstruktionen angewandt.

Ungenutzte Dachböden
Es muss aber nicht unbedingt eine Gebäudeaufstockung sein. Auch ein Estrich oder eine Mansarde lässt sich umnutzen. Der Dachboden wird gerade bei älteren Gebäuden oftmals vernachlässigt. Zwar ist einer grösseren Flächennutzung häufig der Neigungswinkel des Daches im Weg, aber für ein kleines Büro, ein TV-Zimmer oder ein Hobbyraum ist meistens alleweil Platz. Ausserdem lässt sich mit Dachgauben, die dem Gebäude von aussen viel Charme verleihen, Platz in Stehhöhe schaffen.

Keller und Garage nutzen
Wer auf der Suche nach mehr Wohnraum in der Höhe nicht fündig wird, hat ein paar Etagen tiefer möglicherweise mehr Erfolg. Der Keller ist oft nur ein Abstellraum, in dem sich viele unnütze Dinge befinden, die eh längstens auf den Müll gehören würden. In vielen Fällen lässt sich ohne riesige Investitionen auch ein Keller ans Heizungssystem anschliessen und mit zusätzlichen Stromanschlüssen, einem Parkett- oder Korkboden, einem neuen Anstrich und der richtigen Beleuchtung schafft man schnell zusätzlichen Wohnraum. Dies gilt auch für die Garage. Auch sie lässt sich zu Wohnraum umgestalten, während das Auto in einem Carport ausserhalb des Gebäudes ein neues Zuhause findet. Fast schon von selber mehr Raum ergibt sich ausserdem, wenn im Haus die alte Ölheizung abgelöst wird und der Öltank entsorgt werden kann.

Bilder:
STUBER & CIE AG, istockphoto.com
Textquellen: SDA, Urs Haenni/Freiburger Nachrichten, hev-spiez.ch