Holzwurm Nr. 59 – Vorteile der Vorfertigung von Bauelementen

Puzzeln auf der Baustelle – Vorfertigung im Holzbau

Vorfertigung ist in der Holzbaubranche ein altbekanntes Thema. Wir setzen uns seit über 20 Jahren damit auseinander und es gibt wohl kaum einen Mitbewerber, der sich nicht damit beschäftigt. Die Vorfertigung von Bauelementen lässt sich im Holzbau sehr weit vorwärtstreiben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Begriff eine immense Bandbreite umfasst. Lesen Sie mehr darüber in diesem Newsletter «Holzwurm».

Ihr Nik Stuber

Der Vorfertigungsgrad ist entscheidend

«Vorfertigung» ist in der Holzbranche mittlerweile ein Trendbegriff und dabei so vielfältig, aktuell und umfangreich wie kaum ein anderer. Nik Stuber erklärt, was die Begrifflichkeit für das Unternehmen Stuberholz bedeutet.

Was versteht man grundlegend unter Vorfertigung im Holzbau
Bei der Vorfertigung werden ganze Wand- und Deckenelemente oder sogar ganze Räume modular und seriell innerhalb des eigenen Betriebsgeländes hergestellt, um diese dann später auf der Baustelle einzufügen.

Grundsätzlich ist Vorfertigung heutzutage Standard. Das macht jeder, das versteht jeder und die Vorteile sind bekannt. Unterschiede gibt es vor allem im Vorfertigungsgrad: vom rohen Aussenwand-Element bis zum fixfertigen Aussenwand-Element, beplankt mit Fermacell, Fenstern, Fensterlaibungen, Fensterbänken, Storen, Absturzsicherungen und Fassadenschalung. Spannend wird es, wenn es um das Maximieren des Vorfertigungsgrades geht.

Wo liegen die Vorteile der Vorfertigung?
Bei der Vorfertigung wird in der witterungsgeschützten Werkhalle und unter klar definierten Prozessen hergestellt. Das bedeutet: kein Murksen auf der Baustelle, bessere Qualität, schnelle Montagezeiten und genauere Zeit- und Ablaufpläne. Durch die Effizienzsteigerung können wir zudem einen günstigeren Preis anbieten.

Gibt es auch Risiken?
Eine fertige Planung ist Voraussetzung für den Elementbau und die Vorfertigung. Dadurch verliert man aber auch Flexibilität: baubegleitende Änderungen sind nur schlecht umsetzbar. Die Herausforderungen liegen bei der Gestaltung der Prozesse, der Abläufe und der Schnittstellen.

2019 entstand die Überbauung Grossaffoltern. Sie bezeichnen das Objekt als einen Markstein für Ihr Unternehmen. Wie kommt es zu dieser Aussage?
Das Projekt in Grossaffoltern war «state of the art». Bei diesem Projekt ergab sich die Gelegenheit, altbekannte und neuere Erkenntnisse zusammenzuführen und zusätzlich neue Wege auszuprobieren, um so den Grad der Vorfertigung zu maximieren.

Treppenhaus und Liftschacht, welche üblicherweise in Beton errichtet werden, wurden bei diesem Objekt in Holz gebaut und konnten somit vorproduziert werden. Ebenfalls in Vorproduktion entstanden Geschossdecken und Fassaden, im damals neu entwickelten TS3-System sowie «Swissframe», ein Vorwandsystem für die Lüftung und Warmwasseraufbereitung.

Grundlage zur Umsetzung des Projekts bildete der Umstand, dass ich nicht nur ausführender Unternehmer, sondern auch Mit-Bauherr war. Dadurch konnten wir neue Wege ausprobieren und weiterentwickeln oder auch verwerfen. Die Erfahrung hat gezeigt das sich Innovationen oft nur dann umsetzen lassen wenn ich selber Bauherr bin. Natürlich besteht bei der Umsetzung neuer Bauweisen auch ein gewisses Risiko. So etwas an Dritte zu verkaufen ist entsprechend sehr schwierig.

Ähnliche Voraussetzungen ergaben sich nochmals ein Jahr später beim Bau des Objekts «Orangerie in Belp». Bei diesem Objekt setzten wir erstmals komplett vorgefertigte Raummodule in der Form von Modulbädern und Modulküchen ein.

Damit maximaler Vorfertigungsgrad überhaupt zum Einsatz kommen kann braucht es also aufgeschlossene Auftraggeber?
Ja. Aber auch der Architekt muss sich mit dem Thema auseinandersetzen. Es macht zum Beispiel zu 100 Prozent Sinn, die Fenster und Storen bereits im Werk einzubauen anstatt diese auf der Baustelle nachträglich «reinzumurksen». Dafür muss der Architekt aber entweder die entsprechende Erfahrung haben oder weise genug sein, den ausführenden Unternehmer frühzeitig ins Boot zu holen. Leider ist unsere Bauwirtschaft aktuell noch nicht so strukturiert, dass dies oft der Fall ist.

Wo liegt die Zukunft der Vorfertigung für Stuberholz und wo sind die Grenzen?
Maximierter Vorfertigungsgrad endet für uns nicht bei einem Aussenwandelement. Wir machen uns auch Gedanken um eine Innenwand, eine Decke, ein Dach oder eben vorgefertigte Raummodule, wie eine Nasszelle oder eine Küche. Wir haben Ideen, um unsere bereits bestehenden Modulbäder und Modulküchen zu einem Raummodul zu verbinden. Das setzt aber entsprechende Grundrisse und Entwürfe voraus, die bereits beim Architekten entstehen müssen.

Für Boden- und Deckenelemente sind noch Lösungen gefragt. In der Vorfertigung kommt es zu Gewichtsproblemen, weil die Elemente zu schwer werden. Im Fassadenbereich gibt es zu viele Schichten. Das Ziel ist diese zu reduzieren. Denn jede Schicht bedeutet einen Arbeitsgang und Kosten. «Reduce to the max» lautet das Kredo. Das ist aber gleichzeitig auch die grosse Herausforderung. Denn die Anforderungen an Schallschutz, Brandschutz, Bauphysik und Gestaltung et cetera müssen trotzdem noch erfüllt werden.

Grundsätzlich lassen sich auch ganze Häuser aus Raummodulen errichten. Der Modulbau bringt dabei aber keinen Kostenvorteil. Werden mehrere Module übereinandergestapelt so verdoppeln sich die Schichten für Boden und Decken. Zudem geht die Flexibilität der Architektur verloren. Das finde ich persönlich schade. Deshalb kann ich mir diese Bauweise höchstens für Bauvorhanden vorstellen, die rasch aufgestellt und wieder abgebaut werden müssen, wie etwa ein temporärer Kindergarten oder ähnliche Projekte.

Unser Ziel ist es, gleich teuer oder sogar günstiger als die konventionelle Bauweise (Beton / Backstein) zu sein – und zwar bei besserer Qualität und gleichzeitig mehr Nachhaltigkeit. Denn Holz ist ja per se nachhaltig.

Neue Themenwebseite online – modulbad.ch

Modulbäder werden in Vorproduktion hergestellt und kommen als fertige Raumzellen auf die Baustelle. Daher ist man hier schneller als beim Arbeiten mit einzelnen Bauelementen und benötigt während des Errichtungsprozesses weniger Schnittstellen. Besuchen Sie unsere neue Themenwebseite Modulbad.ch, um mehr über die Vorteile von Modulbädern zu erfahren

Bilder: stuberholz, istockphoto.ch