Holzwurm Nr. 39 – 10 Irrtümer über Holz
Voll im Bild oder auf dem Holzweg?
Als natürlich nachwachsender Rohstoff hat Holz in den vergangenen Jahren an Popularität gewonnen. Dennoch halten sich einige Vorurteile an Holzbauten hartnäckig. So sollen Häuser aus Holz mehr kosten, schneller brennen und mehr Pflege benötigen. Denken Sie an diesen Aussagen ist etwas dran? Lesen Sie in diesem Holzwurm weshalb Sie sich damit auf dem Holzweg befinden.
Zehn Irrtümer zum Thema bauen mit Holz
Noch immer gibt es alte Vorurteile, wenn es um das Bauen mit Holz geht. Guter Grund also, den 10 meist verbreiteten Irrtümer die richtigen Fakten gegenüberzustellen:
1. Holzbauten halten nicht lange
In Leipzig wurden 7000 Jahre alte Brunnen aus Holz entdeckt. Der älteste Tempel in Japan, ein Holzbau, steht seit dem Jahr 607. Das älteste bestehende Haus in der Schweiz aus dem Jahre 1287 ist ein Holzhaus. Was zeigt uns das auf? Holzbauten können Jahrhunderte überdauern. Für die lange Lebensdauer essenziell ist allerdings der Schutz vor Feuchtigkeit. Regen und Tauwasser müssen rasch von der Holzverschalung ablaufen können und das Spritzwasser darf den Sockelbereich nicht belasten.
2. Holzbauten brennen leicht
Holz ist brennbar – aber ein Holzhaus brennt nicht einfach lichterloh, sobald eine Kerze umfällt. Zuerst brennen immer Teppiche, Vorhänge und Möbel. Das Gebäude selber beginnt erst viel später zu brennen. Natürlich werden Holzhäuser so konstruiert, dass sie nicht sofort ein Raub der Flammen werden, wenn es soweit kommt. Doch allein schon ein richtig dimensionierter Holzbalken hält dem Feuer lange stand. Holz enthält bis zu 15% Wasser, das bei einem Brand zuerst einmal verdampft werden muss. Ausserdem wirkt die aussen entstehende Kohleschicht wie eine Art Schutzmantel. Unter diesen Bedingungen bleiben Festigkeit und Steifigkeit des verbleibenden Holzes praktisch gleich wie bei Holz von Raumtemperatur. So bleibt selbst eine nicht weiter geschützte Holzkonstruktion auch im Brandfall berechenbar und lange tragfähig.
3. Holzhäuser sind pflegeintensiv
Jedes Gebäude benötigt regelmässig Pflege und Wartung. Da stellt auch der Holzbau keine Ausnahme. Ein Holzhaus benötigt aber weder innen, noch aussen einen grösseren Pflegeaufwand als Massivhäuser und verursacht auch keine höheren Kosten.
Regelmässige Pflege verlängert die Lebensdauer des Holzhauses.
4. Mit Holz kann man nicht mehrgeschossig bauen
Lange Zeit konnten die Behörden, aufgrund der Brandschutzvorschriften, Holzbauten nur bewilligen, wenn sie nicht mehr als zwei Geschosse aufwiesen. Das hat die Holzanwendung weitgehend auf den Massstab des Einfamilienhauses beschränkt. Seit knapp 15 Jahren gelten in der Schweiz gelockerte Brandschutzvorschriften. Es kommt heute weniger darauf an, woraus ein Gebäude gebaut ist, als vielmehr wie es gebaut ist. So wurden auch grosse Holzkonstruktionen möglich, wie zum Beispiel Hochhäuser. Das aktuell höchste Holzgebäude der Schweiz ist übrigens 15 Stockwerke hoch, das macht insgesamt 60 Meter. Und zurzeit wird in der Stadt Zug ein Holzhochhaus geplant, welches ganze 80 Meter Höhe erreichen soll.
5. Holzbauten sind teuer
Ein Einfamilienhaus in Holz kostet bei gleicher Grösse und gleichem Baustandard etwa gleich viel wie ein Massivbau. Weil Holzbauten nach klarem System und zudem witterungsgeschützt in der Werkhalle in Form von ganzen Bauteilen mit eingelassenen Fenstern, Dämmung und Leitungen hochpräzise vorgefertigt werden, wird die Bauzeit stark verkürzt. Der Aufwand steckt im planerischen Vorlauf: Alles muss im Voraus bedacht werden, bis hin zur Position der Steckdosen. Auf der Baustelle geht es dann jedoch ruckzuck: Ein Einfamilienhaus in Holzbauweise steht nach einigen Tagen fixfertig da.
6. Holznutzung schadet der Natur
Der Schweizer Wald ist gesund und nimmt laufend an Fläche zu. Die hiesige Forstwirtschaft arbeitet nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Dies bedeutet, dass nicht mehr Holz genutzt wird, als nachwächst. Vom jährlichen Neuzuwachs wird im langjährigen Mittel nur gerade etwa die Hälfte genutzt. Wer Wert auf nachgewiesene Nachhaltigkeit legt, wählt bewusst einheimisches Holz, welches mit dem ökologischen Spitzenniveau der hiesigen Waldwirtschaft und besonders kurzen Transportwegen ein besonders vorteilhaftes Profil aufweist. Das „Herkunftszeichen Schweizer Holz“ zeichnet es klar aus.
7. Holz ist hellhörig
Viele Menschen befürchten beim Holzbau Nachteile im Schallschutz, die aber unbegründet sind. Heutige Holzhäuser erfüllen mit Leichtigkeit die Anforderungen an Tritt- und Luftschall und können diese sogar übertreffen. Im Holzbau sorgt nämlich weniger die Masse als ein intelligenter, mehrschichtiger Aufbau von Wänden und Decken für Ruhe
8. Es dauert lange ein Holzhaus zu bauen
Das Gegenteil ist der Fall. Bauelemente aus Holz können im Werk, unabhängig von der Witterung, seriell vorgefertigt werden. Durch den hohen Vorfertigungsgrad lassen sich Schwachstellen wie Fugen, Materialwechsel, Baufeuchte und lange Bauzeiten gezielt vermeiden. Lange Trocknungszeiten wie zum Beispiel bei Mauerwerk oder Beton entfallen. Die vorgefertigten Elemente werden termingerecht angeliefert und direkt montiert, was wiederum Platz für die Lagerung der Baustoffe spart. Der damit einhergehende notwendige hohe Detaillierungsgrad in der frühzeitigen Planung sorgt nicht nur für die Einhaltung der Termine, sondern darüber hinaus auch für mehr Sicherheit bei den Kosten.
9. Holz sieht immer urchig aus
Laut dem Dachverband Lignum ist Holz auch heute noch unbestreitbar derjenige Baustoff, der am meisten architektonische Kreativität anzieht. Das liegt auch an den vielen praktischen Eigenschaften des Materials: Ein geringes Eigengewicht, flexibel und zugleich stabil, feuchtigkeitsregulierend und atmungsaktiv. Und selbst kleinste Teilchen oder Produktionsabfälle können wiederverwendet werden.
Wer würde vermuten, dass auch dieses Gebäude in Holzbauweise entstanden ist? Holzhäuser müssen nicht zwingend nach Chalet aussehen.
10. Holz schimmelt leicht
Liegt die relative Luftfeuchtigkeit über dem Optimalbereich von 40 – 60 % kann sich Wasser an Wänden und Fenstern niederschlagen und im schlimmsten Fall Schimmel bilden. Holz kann Feuchtigkeit sowohl speichern als auch abgeben. Damit steht in Holzhäusern eine zusätzliche Regulierung der Luftfeuchtigkeit zur Verfügung. Im Massivhaus dagegen kondensiert Feuchtigkeit an den Wänden und begünstigt die Ansiedlung von Schimmelpilzen.
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Bilder: STUBER & CIE AG, istockphoto.com